Digitalisierung im Tischlerhandwerk


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Nicht nur das Tischlerhandwerk muss sich mit vielfältigen Schlagworten und den sich dahinter verbergenden technischen Entwicklungen auseinandersetzen: 3-D-Druck, „Internet of Things“, CAD/CAM, ERP, Virtual Reality, Smart Furniture und GPS-Tracking sind nur eine kleine Begriffsauswahl, die die unterschiedlichen Aspekte der fortschreitenden Digitalisierung beschreiben und die stellvertretend für eine grundlegende „Revolution“ unseres Wirtschaftssystems und unserer Gesellschaft stehen.

Schon heute sind E-Mail, Internet, CNC-Technik, das Smartphone auf der Baustelle oder lasergestützte Aufmaß-Systeme für viele Betriebe fester Bestandteil ihres Arbeitsalltags.

Wichtig ist die Auseinandersetzung mit den aktuellen Veränderungen durch die Digitalisierung im Tischlerhandwerk und die Entwicklung einer eigenen Strategie für die Zukunft. Häufig sind kleine Schritte besser als ein großes und teures Investitionsvorhaben, das sich hinterher als unwirtschaftlich herausstellt.

Mit dem DigitalisierungsCHECK des KDH (Kompetenzzentrum Digitales Handwerk) wird eine Bedarfsanalyse durchgeführt, die über den Grad der Digitalisierung des eigenen Unternehmens und über individuelle Entwicklungspotentiale Auskunft gibt.
Hierzu soll möglichst gemeinsam mit einem/r Berater/in der zuständigen Handwerkskammer oder des Landesinnungsverbands im Rahmen eines persönlichen Gesprächs der Online-Fragebogen beantwortet werden.

Der Online-Fragebogen gliedert sich in sechs Bereiche:

  • Grunddaten
  • Kunden und Lieferanten
  • Prozesse
  • Geschäftsmodelle
  • Mitarbeiter
  • IT-Sicherheit

Die mitlaufende Online-Auswertung bietet den unmittelbaren Vergleich mit der Gesamtheit der bisherigen Antworten aus dem Tischlerhandwerk; signifikante Abweichungen geben erste Hinweise auf Verbesserungsmöglichkeiten und für die weitere Vorgehensweise.

Mehr Informationen erhalten Sie hier.

Um auch im traditionellen Tischlerhandwerk neuste Möglichkeiten kennenzulernen und dabei praxisorientierte Lösungsansätze umzusetzen, begaben sich fünf Tischlerbetriebe gemeinsam mit den Kooperationspartnern von der Handwerkskammer Hannover, dem Heinz-Piest-Institut für Handwerkstechnik und dem Verband des Tischlerhandwerks Niedersachsen/ Bremen in das Projekt „Digitalisierungswerkstatt“.

In der Digitalisierungswerkstatt  analysierten Inhaberinnen und Inhaber sowie Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über einem Zeitraum von einem Jahr, zusammen mit Beratern, Experten und Moderatoren ihren Betrieb und konzentrierten sich auf die Digitalisierung ihrer betriebseigenen Prozesse, Produkte und Dienstleistungen.

Nach einem ersten Erfahrungsaustausch bei der Kick-Off Veranstaltung im Juni 2018, bei der die individuellen Schwerpunkte der Tischlereien ermittelt wurden, nahm jeder einzelne Betrieb an fachspezifischen  Seminaren und Strategie-Workshops teil und hat sich beraten lassen. In ihren Betriebsteams entwickelten die Projektbetriebe Lösungsansätze für den individuell gewählten Schwerpunkt und setzten diese im Verlauf des Projekts um. Dabei wurden sie von erfahrenen Experten begleitet und unterstützt. Bei der Abschlussveranstaltung im Sommer 2019 wurden die Ergebnisse abschließend vorgestellt und ausgewertet.

Folgende Tischlereien nahmen an der Digitalisierungswerkstatt teil:

•    Tischlerei Dein Freund, 30900 Wedemark
•    Tischlerei Matthias Warneke, 30890 Barsinghausen
•    Möller Tischlerei & Innenausbau GmbH, 49201 Dissen
•    Tischlerei Hans Mundrzik GmbH, 31812 Bad Pyrmont
•    Hegewald Holzdesign GmbH & Co. KG, 31199 Diekholzen

Begleitet von Experten, unter anderem vom Verband des Tischlerhandwerks Niedersachsen/Bremen, absolvierten sie insgesamt 850 Qualifizierungsstunden, erarbeiteten Maßnahmen und testeten Softwarelösungen. Damit deckten die Teilnehmenden verschiedene Betriebsgrößen von sechs bis 17 Mitarbeitern und diverse Leistungsschwerpunkte wie zum Beispiel Möbelbau, Küchenbau und Trockenbau ab.

Auf Youtube finden Sie folgende Videos zu dem Projekt:

1. Strategieworkshop
2. Strategieworkshop
Abschlussveranstaltung

Am Ende gab es viele weitere Nebeneffekte

Rückblickend war die Digitalisierungswerkstatt der Tischler ein voller Erfolg. Jeder teilnehmende Betrieb hat für sich einen Ansatz gefunden, Arbeitsabläufe zu optimieren, Zeit zu sparen oder die Kommunikation zu verbessern. „Es sind interessante Ergebnisse zustande gekommen. Viele Ansätze sind in der Einführungsphase. Die Betriebsteams hatten sehr ambitionierte Ziele, die in einem Jahr und neben dem fordernden Arbeitsalltag nicht komplett zu erreichen waren. "Wichtig ist: sie werden weitermachen. Sie haben jetzt viele Methoden mitgenommen, anhand derer sie weiterarbeiten wollen“, fasst von Steinaecker zusammen. Und zusätzlich zu den großen Wünschen vom Beginn der Digitalisierungswerkstatt, gab es weitere positive Nebeneffekte. „Es gab auch ganz viele kleine Dinge, die umgesetzt wurden. Viele Betriebsteams, die ihre Zusammenarbeit neu definiert haben und auch Möglichkeiten der Kommunikation, die sich gewandelt haben. Über mobile Endgeräte auf der Baustelle, die anders genutzt werden, über Systeme, die Kollaboration ganz anders ermöglichen, bis hin zu Mitarbeitenden, die Zusammenhänge sehen können.“

Die Teams der Tischler wollen auch im Anschluss an die Digitalisierungswerkstatt im Austausch bleiben. Es gibt bereits Ideen über weitere Netzwerktreffen. Denn eins ist klar: „Alleine geht es nicht“, schlussfolgert Thomas Busch, Werkstattmeister bei der Firma Hegewald.